Bei einem Güterzug der BLS ist am Donnerstagmorgen im Simplontunnel ein Brand ausgebrochen. Die Tunnelröhre 2 ist stark beschädigt und wird mehrere Wochen ausser Betrieb sein. Der Brand brach wahrscheinlich auf Grund einer nicht richtig befestigten Plane auf einem Güterwagen mit Stahl- und Keramikprodukten (Badezimmer-Ausstattung ?) aus. Die Plane dürfte mit der Fahrleitung in Kontakt gekommen sein und das Feuer ausgelöst haben. Durch die starke Hitzebildung und die beengten Platzverhältnissen breitete sich der Brand auf bis zu fünfzehn weitere Güterwagen aus, wo Kühlschränke, Wein und Teigwaren geladen war. Die beiden Lokomotiven und fünf Güterwagen blieben unversehert. Der Lokführer konnte sich unverletzt in einen Schutzraum zurückziehen. Der Brand sorgte für eine starke Rauchentwicklung am Südportal, so dass die daneben liegende Autostrasse ebenfalls gesperrt werden musste.
NZZ
Seit Samstag Mittag verkehrt ein stündlicher Shuttelzug durch die unbeschädigte Tunnelröhre. Die beschädigten Güterwagen sollen erst am Montag geborgen werden. Die Temperatur in der Röhre ist auf beinahe normale Werte zurückgegangen.
swissinfo
Die Bergung der zehn im Tunnel verbliebenen Wagen dürfte zwei Wochen in Anspruch nehmen. Die Wagen sind nicht mehr rollfähig und müssen deshalb an Ort und Stelle mit dem Schneidbrenner in handhabbare Stücke zerlegt werden, die danach für weitere Untersuchungen nach Brig gebracht werden sollen.
Die ursprünglich von Pro Bahn verbreitete Meldung, dass der Brand wahrscheinlich durch einen Heissläufer verursacht worden sei, hat sich als falsch erwiesen - hätte mich auch erstaunt, wenn dem so gewesen wäre. Heissläufer, das heisst defekte Achslager, die sich übermässig erhitzen, und festgebremste Wagen werden heute durch spezielle Einrichtungen entlang der Strecke überwacht. Die im Gleisbett montierten Geräte tasten die Achslager und Bremsscheiben von unten ab und schlagen bei Fehlern Alarm. Siehe auch
hier.
Es gäbe aber auch technische Mittel um eine gelöste Plane oder sogar den bereits ausgebrochenen Brand zu erkennen. Diese Aufgabe wird von Lichtraumprofilüberwachungsanlagen übernommen, die teilweise auch mit Brandmeldern ausgerüstet sind. Solche Anlagen sind weit weniger häufig im Einsatz, als die Heissläuferortungsanlagen. Führend im Ausbau der Zugüberwachung in der Infrastruktur ist übrigens Österreich.
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Heissläufer- und Festbremsanlage (Bild: Voest Alpine) |
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Lichtraumprofilüberwachung (Bild: ÖBB) |
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Güterwagen mit solchen Wechselpritschen sind am Unfall beteiligt gewesen.
Eine gelöste Plane soll mit der Fahrleitung in Berührung gekommen sein. |
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Wagen mit ausgebranntem Weissgut (Küchengeräte / Waschmaschinen) |
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