Bild von 1991, Screenshot aus YouTube-Film |
Die Bahn nach dem Umbau 2016 (Bild: standseilbahnen.ch) |
Die Bahn hat aber eine interessante Geschichte:
Lugano erhielt 1874 den ersten Bahnhof, der das Ende der Bahnstrecke nach Chiasso war. Im Jahre 1882 war die ganze Gotthardbahn fertiggestellt, doch der Bahnhof befand sich hoch über der Stadt und war schlecht erschlossen. Auf Initiative von Franz Josef Bucher und Josef Durrer – die selben Geschäftspartner, die schon das Hotel auf dem Bürgenstock gebaut hatten, wurde der Bau einer Standseilbahn in Angriff genommen. Baubeginn war am 25. April 1886, nur knapp fünf Monate später konnte der Betrieb aufgenommen werden. Die Bahn führte damals noch mehr oder weniger durch die grüne Wiese wie das Bild aus den Anfangsjahren zeigt.
Die Bahn in Lugano war die erste Standseilbahn im Tessin und erst die siebte Standseilbahn in der Schweiz. Die zuvor in der Schweiz eröffneten Bahnen sind:
- Lausanne Flon–Ouchy (1877-1958), ersetzt durch die Zahnradbahn Lausanne–Ouchy, auf deren Trasse seit 2008 die U-Bahn Lausanne
- Giessbachbahn (1879)
- Lausanne Flon–Gare (1879-1959), parallel zu Lausanne Flon–Ouchy verkehrende Windenbahn, danach ebenfalls zur Zahnradbahn umgebaut
- Territet–Glion (1883)
- Gütschbahn (1884-2008), heute wird die Trasse von zwei Schrägaufzügen benutzt.
- Marzilibahn (1885)
Erstmals kam bei der Bahn in Lugano die Abt'sche Weiche in der heutigen Form zum Einsatz. Unter Abt'scher Weiche versteht man die Anordnung der Ausweiche, wo sich das eine Gleis der Standseilbahn zu zwei Gleisen erweitert ohne dass eine Weiche mit beweglichen Teilen nötig ist. Dieses Prinzip der Ausweiche war zwar nicht neu, denn es wurde bereits bei der Giessbachbahn angewandt, damals aber noch nicht in der heute üblichen Form.
Die Standseilbahn ist mit jährlich über zwei Millionen Fahrgästen die meist benutzten Seilbahnen der Schweiz.
Wir haben uns letzthin gewundert, ob die beiden Kabinen wirklich den gleich langen Weg zurücklegen, denn die Ausweiche in der Mitte der Strecke hat eine eigenwillige Form. Beim Ausmessen der Streckenlänge auf der Orthofotografie der Landesvermessung scheinen die beiden Stränge aber doch gleich lang zu sein. Aus meiner Sicht handelt es sich um eine optische Täucshung weil der eine Strang in einem kontinuierlichen Bogen verläuft während der andere bergseitig einen Schwenker macht und dann beinahe Grade verläuft.
Ausweiche von der Bergseite |
Ausweiche von der Talseite |
Ausgemessene Längen der beiden Stränge in der Ausweiche |