Nach einem Bericht von SF DRS lässt sich vermuten, dass die beiden Entgleisungen am Gotthard vom 12. und 28. Februar auf abgenutzte Weichenzungen und mangelhafte Spurkranzschmierung zurückzuführen ist.
Weiche, die Weichenzungen sind Rot markiert.
Der Bericht von SF DRS weist diverse Mängel auf. Das zeigt wiedereinmal mehr, dass professionelle Journalisten nicht in der Lage sind, Fachwissen an Laien zu vermitteln. Ich hoffe mir gelingt das als Blogger besser. Hier meine Komentare zum SF DRS Bericht in der Tagesschau Hauptausgabe vom 23. März:
a) Der Spurwechsel heisst nicht Pianotodo, sondern Pinaotondo.
Der Kartenausschnitt dazu ist hier:
Größere Kartenansicht
b) Im Bericht heisst es ...
Die Weichen müssen regelmässig geschmiert werden - eine
Aufgabe, die der Lokomotivführer vom Führerstand aus erledigt.
(dazu war noch ein Bild zu sehen, wie jemand mit einer Ölkanne an der
Mechanik einer Weiche rumschniert ;-)
Hier geht es aber nicht um die Schmierung der Mechanik der Weiche, sondern um die Spurkranzschmierung.
Die Spurkranzschmierung ist ein System, das in regelmässigen Abständen (z.B. alle 200 Meter) eine kleine Fettmenge auf den Spurkranz der ersten Achse der Lokomotive aufbringt. Es funktioniert selbstätig ohne Eingriffe des Lokführers.
Die Spurkranzschmierung bringt
einen Schmierfilm (gelb dargestellt)
auf der Spurkranzinnenseite auf.
Lage des Spurkranzschmierfilms
am Schienenkopf.
Eine Spurkranzschmierung kann die Wahrscheinlichkeit von Entgleisungen herabsetzen. Weil die Reibung an der Schienenkopfinnenkante herabgesetzt wird braucht es eine grössere Kraft in Gleisquerrichtung bis das Rad am Schienenkopf aufklettert und entgleist. Ein Fahrzeug entgleist nämlich erst dann, wenn das Verhältnis von Querkraft zur Aufstandskraft ein gewisses Mass überschritten hat.
Alle modernen Streckenlokomotiven sind mit Spurkranzschmierung ausgerüstet. Die Wirkung der Anlage hängt aber von der Gesamtheit aller auf einer Strecke eingesetzten Lokomotiven ab. Die schweizerischen Lokomotiven schmieren die Schienen stärker als die deutschen Lokomotiven weil sie in kürzeren Abständen Fett auf den Spurkranz auftragen. Dies bewirkt, dass in jüngerer Zeit wo die Gotthardstrecke verstärkt auch von deutschen Lokomotiven befahren wird der Schmierfilm an den Gleisen dünner geworden ist, was wiederum die Entgleisungen in Pinaotondo begünstigt haben könnte.
Sonntag, März 23, 2008
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1 Kommentar:
Bravo, endlich jemand der das ganze korrekt darstellt.
Es ist unglaublich, wie ein Journalist dem anderen die Fehler abschreibt, ohne auch nur im geringsten daran zu denken, ob es vielleicht richtig sein könnte.
Aber was will man. Wenn Zeitungen Gratis sein müssen, darf man offensichtlich keine Experten erwarten.
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