Donnerstag, Oktober 28, 2010

Elektrolokomotiven für Bahnen der ehemaligen Sowjetunion

Die drei grossen westliche Lokomotivehersteller Alstom, Bombardier und Siemens versuchen sich am Markt der Bahnen in den GUS-Staaten. Das Territorium ist ähnlich stark umkämpft wie China, nur scheinen die realisierbaren Margen noch kleiner zu sein. Im Moment ist Alstom führend, Siemens ist mit einem kleinen Partner ebenfalls am Markt, während Bombardier sich zurückgezogen hat. Es stellt sich die Frage, ob in diesem Geschäft überhaupt Gewinne realisiert werden können.

Der russische Markt wird zur Zeit von Transmasholding (agek. TMH) beherrscht - ein Zusammenschluss beinahe aller Russischen staatlichen Lokomotivbauer. Die Gesellschaft hat im E-Lok-Geschäft einen Marktanteil von 98% und gehört heute je zu einem Viertel Alstom und der Russischen Bahn RZD, die andere Hälfte gehört dem russischen Transportunternehmen Transgroup und der im Steinkohlebergbau tätigen Gesellschaft Kusbassrasresugol.


Im Moment gibt es folgende Projekte mit westlichen Partnern:

RZD EP10 (12 Stück in Betrieb)
Von NEVZ gebaute 2-System-Lokomotiven für 25 kV und 3 kV Betrieb. Bombardier lieferte die technische Ausrüstung, welche der Generation der MTAB IORE Lokomotiven entspricht (Stromrichter mit wassergekühlten GTOs). 1998 wurde ein Prototyp gebaut, danach folgten zwischen 2005 und 2006 im gesamten 11 Seriemaschinen.

Alle Lokomotiven sind dem Depot Moskau Rangierbahnhof zugeteilt und verkehren vor Zügen nach Nischni Nowgorod, Wladimir und Woronesch, wahrscheinlich bald auch nach Kiew. Die Lokomotiven hatten lange Zeit Probleme mit dem russischen Design der Fahrmotoren und anderen mechanischen Komponenten, so dass 2007 sogar ihre Stilllegung drohte.

EP10 004 mit einem Spezialanstrich für den Einsatz vor Zügen St. Petersburg - Vainikkala (- Helsinki).
RZD EP20 (200 Stück bestellt)
Alstom und Transmashholding haben 2010 eine strategische Zusammenarbeit beschlossen, was gleichzeitig das Ende für Bombardier als Partner für den Bau von Elektrolokomotiven bedeutete. EP20 soll der Nachfolger von EP10 werden und eine Vmax von 200 km/h erreichen. Im Juni 2010 ist ein Vertrag über den Bau von 200 Lokomotiven unterzeichnet worden, der durch den Joint Venture TRT (Технологии рельсового транспорта, dt. Technologie des Schienenverkehrs) ausgeführt wird. 
Modell der EP20, das an der Innotrans am Stand einer rumänischen Transformatorenfabrik ausgestellt war. 
  
RZD 2ES5 (Absichtserklärung für den Bau von mehreren hundert Stück)
Alstom und Transmashholding haben an der Innotrans 2010 eine Absichtserklärung unterzeichnet für den Bau von mehreren hundert 2-teiligen 4-achsigen Wechselstromgüterzugloks mit Asynchronfahrmotoren. Alstom wird voraussichtlich bei der Entwicklung der elektrischen Ausrüstung mithelfen, welche aber lokal in Russland gefertigt werden soll. Der mechanische Teil von NEVZ dürfte sehr ähnlich der Kollektormotorversion ES5K sein. Die 9,8 MW Lok soll 27 t Achslast haben und Vmax 100 km/h fahren können. Ein Prototyp soll im April 2011 vorgestellt werden.
2ES5K aus Novocherkassk, welche eigentlich eine Weiterentwicklung der VL80 ist.

RZD 2ES10 (221 Stück bestellt)
Siemens hat mit dem Unternehmen Senara aus Jekatarinenburg ein Jointventure geschlossen zum Bau von 221 Gleichstromgüterzuglokomotiven. Die Lokomotiven sind ähnlich der 2ES6, welche ein Nachfolger der VL10 ist, werden aber mit Asynchronmotoren ausgerüstet sein. Die erste Lok soll im Dezember 2010 vorgestellt werden. Technische Daten


KTZ KZ8a (200 Stück bestellt)
Am 27. Oktober hat die Kasachische Eisenbahn einen Vertrag zur Lieferung von 200 Güterzuglokomotiven unterzeichnet. Die Lokomotiven aus der Prima Familie scheinen stark den chinesischen HXD2 zu gleichen. Sie sollen eine Leistung von 8,8 MW haben, 120 km/h schnell sein und 9'000 t Züge befördern können. Die erste Lokomotive soll 2012 geliefert werden. Die Lokomotiven werden vom Jointventure EKZ gebaut, indem KTZ (50%), TMH (25%) und Alstom (25%) vertreten sind. Die Endmontage erfolgt in Belfort, Frankreich. railwaygazette

KTZ KZ4a (95 Stück bestellt)
Der Vertrag vom 27. Oktober enthält auch die Lieferung von 95 Reisezuglokomotiven. Die Lokomotiven sind wahrscheinlich ebenfalls aus der Prima Familie. Die Leistung soll 4,8 MW betragen, Vmax ist 200 km/h. Die erste Lokomotive soll 2014 geliefert werden. Die Endmontage erfolgt in Belfort, Frankreich. railwaygazette

Ungefähr so könnte die Kasachische KZ4a aussehen

BC BKG1 (12 Stück bestellt)
Die Weissrussische Eisenbahn kauft aus China 12 Doppellokomotiven HXD2, welche in Weissrussland die Bezeichnung BKG1 tragen werden. Diese Lokomotiven werden den KTZ KZ8a sehr ähnlich sein. Pressemitteilung
Chinesische HXD2 aus der Alstom Prima Familie

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