Dienstag, Juni 23, 2009

Umsteigen an den Grenzen

Nicht nur im Italienverkehr muss man an den Grenzen wieder umsteigen, sondern auch beim Verkehr mit Deutschland: der DB fehlen schweiztaugliche ICE Züge, so dass viele Verbindungen mit Zürich erst in Basel SBB Beginnen oder Enden. Das ganze wird als technische Störung deklariert, obwohl hier nichts technisch defekt ist.


Meine letzte ICE Reise hatte demzufolge keine besonders hohe Qualität, zumal das Umsteigen in Basel betrieblich schlecht gehandabt wird:

In Zürich stand der Zug verkehrt rum (1. Klasse an der Zugspitze) und absolut kein Hinweis auf den Anzeigetafeln, was das los ist. Kaum ausgefahren kommt die Durchsage, dass der Zug wegen einer technischen Störung nur bis Basel verkehren würde und Reisende nach Berlin bitte den Zug bla bla benutzen sollen. Ich frage mich, ob der von mir gebuchte Zug in Richtung Frankfurt ausfällt und ich gleich auch noch dem in Freiburg zusteigenden Kollegen auf die Betriebsstörung aufmerksam machen muss. Ich finde heraus, dass keine Betriebsstörung vorhanden ist, sondern nur der Zug in Basel gewechselt werden muss.

Schön, dass das Personal uns frühzeitig über eine betriebliche Unregelmässigkeit informiert, aber dann bitte auch so, dass der Inhalt passt. Ich hätte gerne gewusst, dass die fahrplanmässige Verbindung bestehen bleibt und ich somit nur das Fahrzeug wechseln muss. Meine Sorgen, dass ich mit der letzten Verbindung des Tages mein Ziel nicht erreichen würde, waren also vergebens. In Basel steht dann der Anschluss ICE auch am gleichen Bahnsteig bereit.

Die Freude über angenehmes Umsteigen war von kurzer Dauer, denn der nur-deutschlandtaugliche ICE stand in Basel wieder richtig rum, so wieder 400 m die Zugspitze laufen konnte. Bewegung ist zwar gesund, aber so ein richtiges Vorwärtskommen war doch nicht, weil mir erstens alle 2.-Klass-Passagiere entgegenkommen, zweitens der aus Zürich gekommene Zug für eine in Basel gebrochene ICE Verbindung nach Interlaken eingesetzt wird und sich somit zusätzliche Leute auf dem Perron befinden und drittens ist das Perron im Bahnhof Basel im Bereich der Aufänge zur Passerelle so schmal, dass man kaum durchkommt. Die Leute stauen sich dort regelrecht, zumal der Durchgang auf einer Seite noch durch einen Rollstuhl blockiert wird. Obwohl genügend Zeit war, haben sich einige Reisende schon stark gestresst gefühlt.


Auf der Rückreise in die Schweiz wieder das gleiche. Bereits beim Einsteigen werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wegen einer technischen Störung der Zug nur bis Basel verkehren würde. Ich denke schon, dass ich die Situation kennen würde, aber es kommt anders. In Basel steht kein ICE bereit, sondern ein Einsatzzug Zug mit Swiss-Express Re 4/4 II und EW II Wagen. Die von mir erhoffte Verpflegung aus Speisewagen oder Minibar fällt flach, dafür kann ich den Reisekomfort der 70er Jahre geniessen, der allerdings unter den heute üblichen hohen Geschwindigkeiten und dem damit verbundenen Lärm etwas leidet.

Wieder kommt eine Durchsage kaum haben wir den Bahnhof verlassen. Sie geht vöölig unter weil sie das Ächzen der Personenübergänge bei der rumplingen Fahrt über die Weichen der Ausfahrt nicht übertönen mag. An dere Länge vermute ich etwas weiteres ungewöhnliches, ausserdem meinte ich das Wort "Frick" herausgehört zu haben. Meine Vermutung bestätigt sich, dass der Zug nicht durch den Hauenstein, sondern über Frick - Brugg - Baden verkehrt und somit etwas später in Zürich ankommen könnte. Nach meiner Voraussehung kommt der Zug genau so spät an, dass ich meine Verbindung ins Wehntal entweder verpasse und eine Stunde warten kann oder ohne Billett in der S-Bahn sitze. Ich entschliesse mich, ein Billett in meinem pseudo-ICE zu kaufen und bezahle dafür den in dieser Situation völlig ungerechtfertigte 5-CHF-Zuschlag, der schon bald auf 10-CHF erhöht werden soll. Danke liebe Eisenbahn, dass ich auch noch drauf Zahle, wenn du einen Fehler machst.

Wider erwarten erreicht der Ersatz-ICE pünktlich sein Ziel und ich muss mich nicht einmal auf die S-Bahn beeilen, denn diese hat glücklicherweise gerade noch etwas Nachwehen von der Fahrleitungsstöhrung im Bahnhof Schwerzenbach.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Mitlwereile sind wir soweit, dass aus Managementfehlen technische Störungen werden.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor - für die Schweiz werden keine ICEs benötigt, die von aktuellen ICE-Problemen betroffen sind (außer Stuttgart - Zürich), denn es handelt sich grundsätzlich um (Schweiz-taugliche) ICE 1. Von den 59 vorhandenen ICE 1 sind 19 Schweiz-tauglich, also grob ein Drittel. Von denen sind m.W. auch alle betriebsfähig, so daß es sich bei den um Dir beobachteten Problemen vermutlich tatsächlich um "technische" oder "betriebliche" Störungen gehandelt haben dürfte und nicht um Management-Fehler...

Rasmus99 hat gesagt…

Wann war die Hinreise? Welcher Zug ab Zürich?
Rückreise wohl gestern 22.06., oder?

Peter hat gesagt…

@Anonym
>> keine ICE benötigt, die vom Problem betroffen sind

Richtig. Auf der Strecke Zürich-Basel-Frankfurt-Berlin/Hamburg werden ICE1 eingesetzt, welche vom Radsatzwellenproblem nicht betroffen sind. Auf der Strecke Zürich-Stuttgart werden ICE-T eingesetzt, die zwar vom Problem betroffen sind, aber zurzeit wieder verkehren.

>> ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis

Ich glaube nicht, denn ....

a) wusste das Personal im Zug Zürich-Basel, dass das Problem wegen einem fehlenden schweiztauglichen Zug auftritt,

b) hatte der ICE aus Deutschland, der eigentlich nach Interlaken fahren sollte, tatsächlich nur ein D und kein CH im UIC-Raster,

c) hat auf der Rückfahrt ein Reisender aus Deutschland bemerkt, dass die "technische Störung" sich mit erstaunlicher Regelmässigkeit wiederholen würde ...

Technische Störung kann in beiden Fällen nicht vorgelegen haben, weil die betroffenen Züge unmittelbar nach Ankunft an der Endstation auf einem neuen Zug wechselten, der nach kurzer Zeit den Bahnhof wieder verliess.

Betriebliche Störung könnte ja sein, aber weshalb wird die dann als technische Störung ausgegeben? Ich vermute, dass das Beurteilungsschema bei den Bahnen einfach gestrickt ist. Eine gesperrte Strecke ist eine betriebliche Störung, ein nicht einsetzbares
Fahrzeug ist eine technische Störung. Dies gilt offenbar auch wenn für den Zug ein ungeeignetes Fahrzeug eingeteilt wird.

@Rasmus99
Hinreise mit ICE 372 am Sonntag
Rückreise mit ICE 79 am 22.6