Montag, November 23, 2009

Doppelstockwagen

Da wahrscheinlich einige Leser über den Jumbo-IC2000-Post von leumund.ch hier her gefunden haben, möchte ich euch noch etwas Mehrwert zum Thema der Doppelstockwagen und der Bewältigung grosser Passagierströme bieten.

Zugegeben, eine so enge Bestuhlung wie in der Swiss dürfte in den meisten Doppelstockwagen keinen Sinn machen. Sie ist auf jeden Fall nur an Orten geeignet, wo Leute kein Gepäck mitnehmen und selten ein Fahrgastwechsel stattfinden.

Die engsten mir bekannten Doppelstockwagen sind die C-1 von Long Island Railroad, welche im Vorortsverkehr von New York eingesetzt sind. Zwei 26 m lange Wagen verkehren immer zu zweit als festgekuppelte Einheit, die 371 Plätze bietet.

C-1 Wagen der Long Island Railroad

In Deutschland gab es 1963 Entwürfe für Doppelstockwagen, wo in der 2. Klasse 176 Sitze angeordnet waren, allerdings sind die Treppen an den Enden fast unmöglich steil.
Entwurf Doppelstockwagen der DB, 1963

In Europa haben Doppelstockwagen in der 2. Klasse üblicherweise etwas 140 Sitzplätze, denn je mehr Sitzplätze drin sind, umso aufwendiger ist der Fahrgastwechsel.

Hierzu eine Grafik aus Dubbel, Taschenbuch für den Maschinenbau:



Es wird die Fahrgastwechselzeit in Abhängigkeit der Fahrgastwechselquote aufgezeigt. Eien Quolte von 100% bedeutet, dass alle die drin sind raus wollen und alle Plätze wieder neu belegt werden. Die doppelstöckige S-Bahn Zürich schneidet hier schlecht ab, am besten sind ein uralter Wagen der ehemaligen sächsischen Staatsbahn oder die Züge der Münchner S-Bahn, hauptsache viele Türen und einstöckig.


C4 Sa 13 der ehemaligen sächsichen Staatsbahn


DB BR 420 - Triebwagen der Münchner S-Bahn


Bei der SBB ist das Problem beinahe unlösbar, da die selben Fahrzeuge, die zwischen Zürich und Bern im Pendlerverkehr unterwegs sind am Wochenende die Skifahrer ins Bündnerland bringen, was bereits bei der jetzigen Konfiguration zu einem unmöglichen Gepäckchaos führt. Spezielle Züge für die Strecke Zürich - Bern würden sich sicher nicht wirklich lohnen, da wahrscheinlich viele auf die Züge mit dem komfortableren Rollmaterial ausweichen würden. Den EW IV mit der Flugzeugbestuhlung war ja auch nicht wirklich ein Erfolg beschieden.

Aus meiner Sicht muss besser dafür gesorgt werden, dass die Leute am richtigen Ort in den Zug einstiegen und wissen, wo die freien Plätze sind. Die meisten "vollen" Züge haben nämlich leere Abteile, auch wenn das die Leute im vollen Teil nie glauben...

Wahrscheinlich kommen wir auch nicht darum herum, dass der öV in der Schweiz in Zukunft unbequemer wird. Die SBB macht ja schon bei der Zürcher S-Bahn langsam Abkehr vom Komfort. Hat es bei der Eröffnung noch geheissen, man wolle allen Reisenden einen Sitzplatz anbieten, äusserte Andreas Meyer bei der Vorstellung des Stadler Zuges «Wir sind der Ansicht, dass man den Reisenden in den Hauptverkehrszeiten 10- bis 20-minütiges Stehen zumuten kann».

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